Nikita Betekhtin, geboren 1988 in der westsibirischen Stadt Tjumen, lebt seit 2022 in Berlin und hat als Fellow des New Yorker „Artist Protection Fund“, der Stipendien an in ihrer Heimat verfolgte Künstler:innen vergibt, in dieser Spielzeit eine Residency am Deutschen Theater. Aufgrund seiner Antikriegshaltung war Nikita Betekhtin gezwungen seine Heimat zu verlassen; er bereitet sich nun intensiv darauf vor, außerhalb Russlands als Regisseur Fuß zu fassen. 

Nikita Betekhtin studierte Regie am GITIS-Institut in Moskau und absolvierte 2021 einen zweiten Master in Kulturmanagement in einem Programm der Universitäten Manchester und der Hochschule für Ökonomie und Sozialwissenschaften in Moskau. 2016 war er Stipendiat der staatlichen Gewerkschaft russischer Theaterangehöriger, 2019 erhielt er das Stipendium für junge Theater- und Kunstschaffende der Russischen Föderation sowie 2021 den Jewgeni-Jewstignejew-Preis. 

Von 2019 bis 2021 hatte Nikita Betekhtin die Funktion eines festangestellten Hausregisseurs am Theater der Jugend in Krasnojarsk inne. 

Als Regisseur hat der Mittdreißiger bereits immense Berufserfahrung erlangt: Er inszenierte sowohl 22 sogenannte „Laborstücke“ (in verkürzter Probenzeit skizzierte Projekte, die im russischen Theatersystem eine bedeutende Rolle bei der Nachwuchsförderung spielen) sowie 32 abendfüllende Stücke, die in verschiedenen Theatern aufgeführt wurden, u.a. im Theater der Nationen sowie im Meyerhold-Center in Moskau, im Alten Haus in Nowosibirsk, im Vene Teater in Tallinn, im Teatrul de Nord in Satu Mare, Rumänien. 
Von 2016 bis 2022 unterrichtete er an verschiedenen Ausbildungsstätten: der Gogol Schule in Moskau, einem Ausbildungsprojekt, das dem damals noch bestehenden Gogol Center angegliedert war. Das Gogol Center war eines der progressivsten Theaterhäuser in Moskau und wurde genau wie das Meyerhold Center nach Kriegsbeginn geschlossen. Darüber hinaus arbeitete er auch als Gastdozent für Regie an der Sibirischen Föderalen Universität in Krasnojarsk und im Masterstudium am GITIS in Moskau. 

Nach seiner Ankunft in Deutschland arbeitete Nikita Betekhtin in der vergangenen Spielzeit als Regisseur bei „Musik der Jahrhunderte“ in Stuttgart mit der Komponistin Julia Hodgkinson zusammen und brachte deren Kammeroper „Ready for Ecstasy“ im Rahmen des Eklat-Festivals auf die Bühne.

In der aktuellen Spielzeit lernt er intensiv deutsch und erhält darüber hinaus am Deutschen Theater einen umfassenden, praxisorientierten Einblick in die Funktionsweise des deutschsprachigen Theatersystems. Darüber hinaus wird er im Januar und Februar am Ionesco-Theater in Chisinau, Moldawien Tschechows „Möwe“ inszenieren sowie am Teatrul de Nord in Satu Mare, Rumänien im April und Mai dessen „Kirschgarten“.